Es ist noch nicht besonders lange her, da hießen Smartphones noch Handys und wurden vor allem zum Telefonieren und SMS schreiben benutzt. Heute sind internetfähige Mobiltelefone der Standard und ihr Erfolg ist nur mit der Einführung des Hörfunks, des Fernsehens und des Internets vergleichbar. Möglich wurde dieser rasante Aufstieg auch durch die Netze, welche die Geräte miteinander verbinden. Mit 5G steht nun ein Netz-Upgrade bevor, das den Alltag der Menschen und die Industrie stark verändern wird – so lauten zumindest die Versprechen der Netzbetreiber und Hardware-Hersteller. Doch welche Veränderungen stehen eigentlich genau bevor?
Was ist 5G?
5G-Netze sind die nächste Stufe der mobilen Internet-Konnektivität. Smartphones und andere internetfähige Geräte werden mit 5G imstande sein, den Datenverkehr um ein Vielfaches schneller abzuwickeln, als mit der noch aktuellen Norm 4G/LTE. Während der heutige Mobilfunkstandard höchstens eine Downloadrate von 1 Gbit/s schafft, kommt 5G auf das Zwanzigfache. Die Reaktionszeiten werden stark verkürzt und die Zahl der Geräte pro Quadratkilometer mit garantierter Übertragungsqualität steigt von 10.000 auf 1 Million. Zudem soll die Verlässlichkeit stark erhöht werden.
20 Gigabyte pro Sekundeist die maximale Downloadrate von 5G. Das ist 20-mal schneller als bei Verbindungen mit 4G/LTE.
In einigen Industriegebieten und Teilen von deutschen Großstädten ist 5G bereits verfügbar, und die flächendeckende Einführung wurde von den Netzbetreibern noch für 2020 in Aussicht gestellt. Auch Südkorea, die Schweiz und einzelne Städte in den USA haben 5G bereits in Betrieb genommen und Hersteller wie Apple, Samsung, Huawei und LG bieten erste Smartphone-Modelle an, die 5G unterstützen.
5G soll Mensch und Maschine vernetzen
Im Jahr 2019 wurden weltweit rund 1,37 Milliarden internetfähige Smartphones verkauft. Prognosen rechnen bis 2030 mit rund 50 Milliarden vernetzten Geräten, Fahrzeugen und Maschinen, von denen die meisten in der industriellen Produktion eingesetzt werden. Diese Zahlen lassen vermuten, dass die Anknüpfungspunkte – und damit auch die möglichen Anwendungsfälle von 5G – sehr vielfältig sind. Und darum könnten auch die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft durchaus bedeutsam sein.
Alles hängt jedoch davon ab, ob der Netzausbau im notwendigen Maße erfolgt.
Anzahl der vernetzten Geräte im Bereich "Internet der Dinge" bzw. "Internet of things" weltweit
Quelle: Strategy Analytics, 2019
Wie profitiert die Wirtschaft von 5G?
Vor allem die Industrie dürstet nach den neuen Möglichkeiten der Technologie. Schließlich sind sie grundlegend für die Realisierbarkeit des Internets der Dinge (IoT, Internet of Things), das viele Branchen revolutionieren könnte. Das produzierende Gewerbe will damit das Zeitalter der „Industrie 4.0“ endlich Wirklichkeit werden lassen, in dem sich „Smart Factories“ mithilfe von Robotern und Automatisierung weitgehend selbst organisieren.
Auch Kommunen können zu den Profiteuren der neuen Möglichkeiten gehören. Ob im Verkehrsleitsystem, in der Kanalisation oder im Energiemanagement – alle Arten von infrastrukturellen und administrativen Abläufen könnten in „Smart Cities“ durch vernetze Komponenten automatisiert werden. Solche Maßnahmen könnten die Arbeitslast mindern, die Lebensqualität der Menschen verbessern und gleichzeitig die Umwelt schonen. So kann eine intelligente Stadt mithilfe dieser neuen Strukturen nachhaltiger mit Ressourcen umgehen.
Für die Landwirtschaft ergeben sich durch Automatisierung ebenfalls neue Chancen – man denke nur an vernetzte, unbemannte Maschinen, die vom Ausbringen des Saatguts über die Schädlings- und Unkrautbekämpfung bis zur Düngung und Ernte alles autonom erledigen. Auf „Smart Farming“ gründet sich die Hoffnung, durch effizientere Prozesse, Düngemittel und Pestizide einzusparen, so die Kosten senken und im weltweiten Maßstab letztlich sogar Hungersnöte bekämpfen zu können.
Manch einer sieht in 5G sogar den entscheidenden Treiber der Energiewende.
Risiken der 5G-Technologie
Wie bei allen neuen Technologien gibt es auch im Fall von 5G noch Bedenken, zum Beispiel was die gesundheitlichen Folgen der Strahlung angeht. Da die neue Funktechnik höhere Frequenzen mit kürzerer Reichweite nutzt, sind deutlich mehr Antennen nötig. Das bringt Kritiker*innen zu der Annahme, dass die Intensität der Strahlung zunimmt. Bewiesen ist das nicht – das Gegenteil allerdings auch nicht. Darum sieht auch das Bundesamt für Strahlenschutz aktuell noch Forschungsbedarf in Bezug auf die gesundheitlichen Auswirkungen. Es muss also mit Protesten gerechnet werden, die den Ausbau der Infrastruktur möglicherweise behindern oder verzögern.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Aufbau der Infrastruktur durch privatwirtschaftliche Netzbetreiber. Die Aufgabe setzt ein erhebliches Vertrauen in die ausführenden Unternehmen voraussetzt, weil die Technik zur Spionage im großen Stil missbraucht werden könnte. Deshalb warnen Expert*innen davor, chinesische Netzwerkausrüster mit einzubeziehen, weil sie – wie etwa der Konzern Huawei – im Verdacht stehen, mit Chinas Geheimdiensten zusammenzuarbeiten.
Neben diesen fundamentalen Risiken bestehen natürlich auch für Anleger*innen Unsicherheiten. Wie bei allen jungen Branchen sind die Risiken und Chancen einer Anlage höher, als in bereits etablierten Märkten. Die Gründe dafür sind, dass das geschäftliche Umfeld sehr dynamisch ist und viele Verfahren noch in der Entwicklungsphase stecken. Dies kann kurzfristig zu relativ hohen Kursschwankungen führen. Anleger*innen sollten hier also eher mit Weitblick agieren.
Welche Anlagemöglichkeiten gibt es?
Wer in die neue Technologie investieren möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Zunächst sind die Aktien der großen Telekommunikationsdienstleister interessant. Für Firmen wie Vodafone, Telekom, Telefónica, China Mobile, AT&T, Verizon und NTT Docomo hat 5G natürlich höchste Relevanz, da es sich um ihr Kerngeschäft handelt. Auch etablierte Zulieferer wie Broadcom und Qualcomm, die Smartphone-Teile und Halbleitertechnologie für den Netzausbau produzieren, profitieren aller Voraussicht nach von der neuen Entwicklung.
Mit steigender Nachfrage nach Sendemasten und ähnlicher Infrastruktur für kabellose Kommunikation würden auch die großen Zulieferer profitieren. Zu den großen Anbietern in dieser Sparte gehören Crown Castle Int., American Tower und SBA Communications.
Da im 5G-Betrieb viel mehr Daten übertragen werden, könnten in Zukunft auch Hardware- und Sensorikunternehmen gefragt sein. Für die effiziente Erhebung, Verarbeitung und Abwicklung dieser Datenmengen braucht man beispielsweise neuartige Sensoren und Mikroprozessoren. Zu den bekannten Herstellern dieser Technik gehören unter anderem die Firmen Silicon Labs, AMS, Sensata, Analog Devices und Ambarella.
Und auch der Markt für die Analyse und Verwertung von riesigen Datenmengen wird voraussichtlich stark wachsen – laut Prognosen auf 103 Milliarden US Dollar bis zum Jahr 2027. Splunk ist unter anderem eine Firma, die auf diesem Feld schon erfolgreich arbeitet.
Daneben gibt es Fonds und Zertifikate zum Thema 5G:
Der Fonds FS Exponential Technologies investiert mindestens 51 Prozent seines Nettovermögens direkt in Aktien von Unternehmen, die an der Entwicklung von 5G‑Technologie mitwirken.
Der Fonds DWS Smart Industrial Technologies setzt vor allem auf Firmen, die zukunftsorientierte Infrastruktur und andere Industriegüter anbieten und mindestens 20 Prozent ihres Umsatzes in diesen Bereichen erzielen. Zu den größten Positionen im Portfolio gehören Siemens, Airbus und das Google-Mutterunternehmen Alphabet; die territorialen Schwerpunkte liegen in den USA, in Japan, Deutschland und Frankreich.
Das Zertifikat Vontobel Solactive 5G Technology bildet 20 Konzerne ab, die repräsentativ für die Zukunft von 5G stehen.
Darüber hinaus kann mit ETFs in das Thema Telekommunikation investiert werden:
SPDR S&P U.S. Communication Services Select Sector UCITS ETF: Der Fonds investiert in Wertpapiere von großen US-Kommunikationsdienstleistern, die im S&P 500 Index enthalten sind.
Xtrackers MSCI World Communication Services UCITS ETF 1C: Das Anlageziel ist, den zugrundeliegenden MSCI WORLD Index nachzubilden, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus dem Bereich Kommunikationsdienstleistungen abbildet.
Lyxor MSCI World Communication Services TR UCITS ETF C-EUR: Der ETF bildet einen Referenzindex nach, der die Performance von Telekommunikationsunternehmen misst.
iShares S&P 500 Communication Sector UCITS ETF USD (Acc): Der ETF legt seinen Schwerpunkt auf ein diversifiziertes Engagement in US-Unternehmen aus dem Kommunikationssektor.
SPDR MSCI Europe Communication Services UCITS ETF: Bei diesem ETF liegt der Fokus auf großen und mittleren europäischen Unternehmen im Bereich der Kommunikationsdienste.
Weiterer Ausblick
Da der Druck zur digitalen Modernisierung in vielen Branchen sehr hoch ist, scheint die flächendeckende und kommerzielle Einführung von 5G tatsächlich nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Um die Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten zu erhalten, wird es für einzelne Länder schwierig oder sogar unmöglich sein, das Netz-Upgrade zu ignorieren. Wie genau die Entwicklung der Schlüsseltechnologie 5G die Megatrends Vernetzung und Digitalisierung vorantreiben wird, ist noch nicht genau abzusehen. Man darf aber wohl davon ausgehen, dass das Thema nicht verschwinden wird. Im Gegenteil, das Schlagwort 5G wird in Zukunft wohl immer häufiger in unserem Alltag auftauchen – und ihn vielleicht sogar schon bald an vielen Stellen beeinflussen.