Seit 2016 ist <strong>Dr. Andreas Gruber</strong> verantwortlich für die politische Interessenvertretung und das Nachhaltigkeitsmanagement der DKB. Der promovierte Politikwissenschaftler arbeitete als Dozent an der Universität Bamberg und als Unternehmensberater in Berlin. Als Spezialist für Nachhaltigkeitsfragen in Finanzsystemen war er bereits Experte des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung.
Hallo Andreas, durch Klimaaktivisten wie Fridays for Future hat das Thema Nachhaltigkeit eine hohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfahren. Warum ist das Thema aktuell so relevant?
Andreas Gruber: Erstmal muss man sagen, dass Nachhaltigkeit natürlich viel mehr Dimensionen hat, als das Thema Klimaschutz alleine. Der Klimaschutz ist momentan ein großer gesellschaftlicher Treiber. Das liegt zum einen daran, dass man den Klimawandel und die Erderwärmung aktuell förmlich spüren kann. Jeder kennt die Berichte über extreme Wetterlagen aus den Medien. Zum anderen braucht es immer auch eine Bewegung, die solch ein Thema trägt und Druck auf die Politik ausübt. Fridays for Future hat es geschafft, das Thema Nachhaltigkeit nicht nur auf die Straße, sondern auch in die Mitte der Gesellschaft zu bringen – und da wird es auch erstmal bleiben.
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit und welche Rolle spielen Banken in diesem Zusammenhang?
Andreas Gruber: Der Begriff „Nachhaltigkeit“ kann definiert werden als das Prinzip, dass aktuelle Generationen nur so viele Ressourcen verbrauchen sollten, wie sich für kommende Generationen und die Zukunft regenerieren lassen.
Banken sitzen an einer zentralen Stellschraube und sollten sich dieser Verantwortung auch bewusst sein.
Dr. Andreas Gruber, Fachbereichsleiter Public Affairs & Nachhaltigkeit der DKB
Wie definiert die DKB Nachhaltigkeit und wohin lenkt sie die Gelder?
Andreas Gruber: Wir haben bei der DKB einen speziellen Ansatz entwickelt, den wir „Blaue Nachhaltigkeit“ nennen. Dabei orientieren wir uns an den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Das bedeutet, wir reduzieren Nachhaltigkeit nicht nur auf die ökologische Dimension. Natürlich sind Klima- und Umweltschutz wichtige Themen, aber Nachhaltigkeit ist mehr. Bei der DKB ist die soziale Dimension der Nachhaltigkeit ein sehr wichtiger Faktor. Hier vergeben wir beispielsweise Kredite für den Bau von Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Wir sind eine große Bank und haben deswegen auch einen sehr großen Hebel. Diesen wollen wir nutzen, um Wirtschaft und Gesellschaft positiv zu verändern. Als so genannte #geldverbesserer tun wir das bereits gemeinsam mit unseren Kunden: 78 Prozent unserer Kredite helfen aktuell, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen. Und da reden wir nicht von Taschengeld, sondern von einer Summe weit über 50 Milliarden Euro. Unser Ziel ist es, das Thema Nachhaltigkeit aus der Nische herauszuholen und nachhaltige Finanzprodukte für alle anzubieten.
Als #geldverbesserer helfen wir gemeinsam mit unseren Kunden, die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.Dr. Andreas Gruber, Fachbereichsleiter Public Affairs & Nachhaltigkeit der DKB
Damit appellierst Du an die persönliche Verantwortung jedes einzelnen. Welche Rolle spielt es, bei welcher Bank ich mein privates Konto habe?
Andreas Gruber: Es spielt eine entscheidende Rolle, wo ich mein Bankkonto habe. Es gibt Banken, da kann man sicher sein, dass das Geld auf dem Konto, in Unternehmenskredite fließt, die im Einklang mit den Interessen des Planeten stehen. Als DKB sind wir hier sehr stark und begleiten Unternehmen bei dem Vorhaben nachhaltiger zu werden.
Unser Ziel ist es, das Thema Nachhaltigkeit aus der Nische herauszuholen und nachhaltige Finanzprodukte für alle anzubieten.
Dr. Andreas Gruber, Fachbereichsleiter Public Affairs & Nachhaltigkeit der DKB
Auch als Anleger habe ich die Möglichkeit, mein Geld nachhaltig zu investieren. Was sollte ich dabei beachten?
Andreas Gruber: Neben dem eigenen Girokonto gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um sein Geld nachhaltig anzulegen. Dabei stellt sich immer die Frage: In welche Unternehmen wird das Geld anschließend investiert? Ein Beispiel sind nachhaltige Aktienfonds. Diese gibt es auch bei der DKB. Bei unseren DKB-Klimaschutzfonds geht das Geld zum Beispiel automatisch an Unternehmen, die das Zwei-Grad-Klimaziel des Pariser Klimaabkommens unterstützen oder einen sehr geringen CO2-Fußabdruck haben. Wer direkt in einzelne nachhaltige Projekte investieren möchte, kann sein Geld bei Crowd-Investing-Plattformen wie der DKB-Crowd anlegen und so gemeinsam mit anderen Kleinanlegern nachhaltige Projekte fördern. Als größter Finanzierer der Energiewende geben wir unseren Kunden mit DKB-Bürgersparen auch die Möglichkeit, sich unmittelbar am Bau von Windrädern zu beteiligen
Und woran erkenne ich solche nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten?
Andreas Gruber: Es wäre schön, wenn ich sagen könnte: „Es steht oben drauf!“ So wie der Preis oben draufsteht. Aber so einfach ist es leider nicht. Es gibt zwar schon anerkannte Siegel, wie beispielsweise das FNG-Siegel des Forums Nachhaltige Geldanlagen, aber es führt kein Weg daran vorbei, dass man sich mit der Anlagemöglichkeit beschäftigten muss.
Leute fragen sich sicherlich auch bald: Was macht meine Bank eigentlich mit meinem Geld und wie kann ich sichergehen, dass damit Gutes getan wird?
Dr. Andreas Gruber, Fachbereichsleiter Public Affairs & Nachhaltigkeit der DKB
Sind nachhaltige Investitionen denn immer gleichbedeutend mit niedrigeren Renditen?
Andreas Gruber: Das wird sehr kontrovers diskutiert. Eine Untersuchung der Universität Hamburg, die eine Vielzahl weltweit existierender Studien ausgewertet hat, zeigt beispielsweise einen positiven Zusammenhang zwischen nachhaltigen Investitionen und Renditen. Auch der Internationale Währungsfonds ist vor kurzem in einer seiner Veröffentlichungen zu diesem Schluss gekommen. Andere Akteure widersprechen diesen Erkenntnissen. Der breite wissenschaftliche Beweis dafür fehlt noch. Aber die vorliegenden Studienergebnisse sind immerhin schon ein Anzeichen dafür, dass nachhaltige Finanzprodukte eine bessere Performanz haben als nicht-nachhaltige. Dieses Potenzial sehe ich vor allem bei mittel- und langfristigen Anlagen, weil sie krisenfester sind. Schließlich berücksichtigen nachhaltige Finanzprodukte zusätzliche Risiken im Vergleich zu anderen Geldanlagen, da sie zum Beispiel Umweltgefahren einkalkulieren. Daher gilt für mich: Mit nachhaltigen Anlagen kann man nicht nur etwas Gutes für das Gewissen tun, sondern auch für das eigene Portemonnaie.
Wie nachhaltig ist denn überhaupt der Nachhaltigkeitstrend?
Andreas Gruber: Der Trend ist gekommen, um zu bleiben. Davon bin ich felsenfest überzeugt! Denn die Bedrohung für den Planeten wird so schnell nicht verschwinden. Ich finde diese Plakate von Fridays for Future sehr eindrücklich – auf denen steht: „There is no Planet-B“. Es gibt eben keinen zweiten Planeten für uns Menschen und unsere Erde hat offensichtlich eine fiebrige Erkältung mit erhöhter Temperatur. Und dann ist es wie bei einer richtigen Krankheit: Die ist auch nicht weg, solange die Symptome zu spüren sind – in diesem Fall die Erderwärmung und der Klimawandel. Ein weiterer Grund sind die vielen jungen Menschen, die zum Beispiel für Fridays for Future auf die Straße gehen. Die werden ihre positive Einstellung zum Klimaschutz und ihr aktives Engagement nicht an den Nagel hängen, nur weil sie älter werden. Die werden das an zukünftige Generationen weitergeben. Beim Klimaschutz reden wir aber von sehr langen Szenarien: 2030, 2050 – bis die ganzen Maßnahmen greifen werden. Insofern ist es ein Trend, der immer mehr an Fahrt gewinnen wird und deswegen auch nicht an den Banken vorbeigeht.
Was hat die DKB hinsichtlich Nachhaltigkeit zukünftig noch geplant?
Andreas Gruber: Wir haben sehr viel vor! Ende 2019 haben wir unsere neue Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Mit Blick auf unser Produktportfolio sind wir jetzt schon die nachhaltigste Bank unter den Top 20 in Deutschland. Als größter Finanzierer erneuerbarer Energien in Deutschland tragen wir signifikant dazu bei, die globalen Klima- und Umweltschutzziele zu erreichen. Diese Position wollen wir halten und ausbauen. Zudem nehmen wir zwei große Ziele in Angriff: Zum einen möchten wir beim Betrieb unseres Unternehmens bis 2030 klimaneutral werden. Zum anderen wollen wir bis 2050 unser gesamtes Produktportfolio in Einklang mit dem Zwei-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens bringen. Und wir wollen auch weitere nachhaltige Produkte auf den Markt bringen – sowohl für unsere Privat- als auch Geschäftskunden. Dazu gehören beispielsweise so genannte Green Loans, also Kredite, die bessere Konditionen haben, weil sie einen nachhaltigen Zweck verfolgen. Aber das ist nur eine von zahlreichen Maßnahmen. Wir haben uns sehr viel vorgenommen.