Eine alte Weisheit lautet: Wer Geld verdienen will, muss zunächst einmal Geld ausgeben. Und in keinem Bereich erscheint der Satz so wahr, wie beim Thema Aus- und Weiterbildung. Zwar sind die öffentlichen deutschen Hochschulen gebührenfrei, dennoch können die Kosten der Lehrjahre erheblich sein. Das gilt auch für Auszubildende. Auch wenn sie in der Regel ein regelmäßiges Gehalt beziehen, reicht dieses oft kaum aus, um alle Bedürfnisse des täglichen Lebens zu decken.
Die folgenden zehn Punkte und Fragestellungen können Studierenden und Auszubildenden helfen, ihre Finanzen während der Ausbildungszeit im Griff zu behalten und diese mitunter entbehrungsreiche Lebensetappe problemlos zu bewältigen.
1. Wie viel Geld habe ich zur Verfügung?
Zuerst sollte man sich im Klaren darüber sein, wie viel Geld einem pro Monat zur Verfügung steht. Um einen ersten Überblick zu bekommen, hilft es, sämtliche regelmäßigen Einnahmequellen aufzulisten. Dazu können Stipendien, Kindergeld oder Elternunterstützung gehören, ebenso wie BAföG, Studienkredit oder der außerplanmäßige Extragroschen von Oma zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Laut der Sozialerhebung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung aus dem Jahr 2017 haben Studierende im Schnitt 918 Euro pro Monat zur Verfügung. Auch diese können zur Orientierung dienen.
918 € pro Monathaben Studierende durchschnittlich zur Verfügung.
Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2017
2. In welchen Städten kann ich mir ein Studium leisten?
Da die Wohnkosten den größten Ausgabenposten bei Azubis und Studierenden darstellen, muss auch die Frage nach dem passenden Ort der Ausbildung schon ganz am Anfang gestellt werden. Kann ich mir ein Studium in München, Hamburg oder Köln leisten, selbst wenn die durchschnittlichen Mieten dort um einiges höher liegen als etwa in Passau, Lüneburg oder Koblenz? Wer alle Optionen prüft, wird erstaunt sein ob der vielfältigen Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten, die es auch in kleineren deutschen Städten und sogar in recht abgelegenen Regionen gibt.
3. Wie will und wie kann ich wohnen?
Neben der richtigen Ortswahl ist auch die Art der Wohnung entscheidend. Kann ich mir eine eigene Wohnung leisten? Falls Nein, wie wäre es mit einem Zimmer in einer WG oder im Studentenwohnheim? Das bringt auch den Vorteil mit sich, dass man nicht allein ist – und sich dadurch sogar einfacher zum Lernen und Arbeiten motivieren kann. Diese wichtige finanzielle Entscheidung muss zwar gleich zu Beginn des Studiums getroffen werden, ist aber nicht in Stein gemeißelt. Wer sagt denn, dass ein studentischer Nebenjob nach einiger Zeit nicht das nötige Kleingeld abwirft, mit dem ein Wohn-Upgrade finanziert werden kann?
Monatliche Durchschnittsmieten für studentisches Wohnen in deutschen Städten (in Euro)
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2018
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4. Wie bin ich an meinem Studienort mobil?
Vom Seminar ins Sprachlabor, vom Nebenjob zum Fitnessstudio und danach ins Café zum Jura-Stammtisch – Studierende sind bei Tag und Nacht viel unterwegs. Eine ideale Lösung ist das Fahrrad, mit dem man schnell, billig und unabhängig von Fahrzeiten an sein Ziel kommt. Doch was, wenn etwa zwischen den Ausbildungsstätten weite Strecken liegen? Oder wenn es einfach nicht aufhören will zu regnen? In diesen Fällen kann man immer noch auf den öffentlichen Nahverkehr zurückgreifen, für den es in der Regel Ermäßigung für Auszubildende und Studierende gibt. Azubis können sich außerdem nach einem Job-Ticket mit Arbeitgeberzuschuss erkundigen.
Wer nur ab und zu ein Auto braucht, kann Carsharing-Angebote nutzen, denn ein eigenes Auto zu unterhalten ist ein großer Kostenpunkt. Für Auszubildende und Studierende, die ihre Ausbildung in ländlichen Regionen mit einer schlechten Infrastruktur des öffentliches Nahverkehrs absolvieren, kann ein eigenes Auto allerdings notwendig sein. In dem Fall kann man seinen Wagen durch Sharing-Anbieter wie Getaway oder Getaround unkompliziert vermieten und so einen Teil der Aufwendungen wieder einnehmen.
5. Wie hoch sind meine Lebenshaltungskosten?
Neben Wohnung und Mobilität braucht man natürlich noch mehr zum Leben. Essen, Kleidung, Ausgleichs- und Freizeitaktivitäten stellen einen weiteren Ausgabenblock dar. Dieser wird gern als die „allgemeinen Lebenshaltungskosten“ zusammengefasst. Man sollte also eine Bestandsaufnahme der notwendigen Kosten erstellen, indem man ehrlich dokumentiert, wie viel Geld man wofür ausgibt. Um sich einen Überblick über die eigenen Ausgaben zu verschaffen, eignen sich Finanz-Apps. Diese Rechnung ist sicher so individuell wie mancher Studiengang; wer sie gewissenhaft aufstellt, kann versteckte Kostenfallen und große Sparpotenziale aufdecken. Manchen reicht als Ausgleich ein Lauf durch den Park, andere brauchen die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, um effektiv Sport treiben zu können. Optimierungsmöglichkeiten finden sich aber immer: Zum Beispiel gibt es an der Uni in der Regel Sportangebote, die viel günstiger sind als ein Fitnessstudio. Solche Kurse sind meistens auch für diejenigen nutzbar, die gar nicht an der Uni immatrikuliert sind, also etwa Azubis.
Einfach sparenMit dem Tagesgeldkonto der DKB kannst du Geld zurücklegen und dennoch jederzeit darauf zugreifen.
Wer darüber hinaus nach Sparmöglichkeiten sucht, sollte seinen Ess- und Trinkkonsum außer Haus genau beobachten, denn dieser schlägt in aller Regel schnell überproportional zu Buche. Und wer sich von teuren Lastern und Gewohnheiten wie dem Konsum von Alkohol und Zigaretten lossagen kann, birgt damit ein riesiges Sparpotenzial. Ein weiterer Spartipp: Wer unter 25 Jahre alt ist und ein regelmäßiges monatliches Einkommen bezieht, das nicht höher als 425 Euro ist, kann über die Familienversicherung kostenfrei über die Eltern mitversichert bleiben.
6. Welche Kosten kommen mit dem Studium auf mich zu?
Je nach Studienfach können die Kosten, die man für Lehrmittel wie zum Beispiel Bücher, Zeitschriften und sonstige Fachlektüre einplanen muss, bedeutend sein. Studierende der Informationstechnik brauchen möglicherweise einen neuen leistungsstarken Computer. Und wer sich mit der Kulturgeschichte Afrikas befasst, wird sicher ausgedehnte Reisen an die Orte des Geschehens unternehmen wollen.
Grundsätzlich gilt, dass für konventionelle wie auch exotische Studienfächer Folgekosten wahrscheinlich sind. Diese sollte man auf jeden Fall in Kauf nehmen, denn wer sich gewissenhaft einem Thema widmet, der kann es sich nicht leisten, an genau dieser Stelle zu sparen. Tipp: Für Studierende gibt es zahlreiche Rabatte, z. B. beim Kauf von Soft- und Hardware, bei der Buchung von Flügen, Bahnreisen und Mietwagen oder beim Abschluss von Mobilfunk- und Internetverträgen. Wer die Bücherkosten gering halten will, lernt in der Bibliothek oder besorgt sich die Standardwerke aus zweiter Hand. Manche Stipendien beinhalten sogar eine Bücherpauschale. Es ist zudem eine gute Idee, von allen Anschaffungen die Rechnungen aufzuheben, sodass man sie später von der Steuer absetzen kann.
7. Welche Reisen will ich unternehmen?
Neben den Exkursionen, die für die Ausbildung nötig sind, wird es sicher auch private Reisen geben, die man nicht vermeiden kann oder will. Oft verstreuen sich Cliquen in alle Winde oder es gibt lang bestehende Freundschaften am bisherigen Wohnort, die man pflegen und erhalten möchte. Und wer aus einem anderen Land kommt, möchte bestimmt trotz des weiten Weges ab und zu nach Hause fahren und seine Familie besuchen. Es lohnt sich, schon frühzeitig über diese Ausgabenposten nachzudenken. So kann man beispielsweise von Frühbucherangeboten profitieren oder schon gleich zu Beginn des neuen Lebensabschnitts herausfinden, ob sich Rabattsysteme wie eine BahnCard lohnen würden. Wer am Limit kalkuliert, sollte in Erwägung ziehen, im Heimatbundesland zu studieren, denn so kann man Fahrten nach Hause mit dem Semesterticket antreten.
8. Wie kann ich mir etwas dazuverdienen?
Aus der zuvor erwähnten Sozialerhebung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung aus dem Jahr 2017 geht hervor, dass 68 Prozent aller Studierenden einem Nebenjob nachgehen. Durchschnittlich wenden sie pro Woche 33 Stunden fürs Studieren auf – 15 Stunden für Lehrveranstaltungen und 18 Stunden fürs Selbststudium. Wer sich also nach einem Nebenjob umschauen will oder muss, sollte realistisch einschätzen, wie viel Zeit er dafür freimachen kann. Studentische Aushilfsjobs am Lehrstuhl können für ambitionierte Studierende interessant sein, weil man sich so gar nicht weit vom eigentlichen Themenfokus entfernen muss. Pragmatischer wäre ein Werkstudentenjob bei einem Unternehmen aus dem Fachgebiet, bei dem man schon während des Studiums Praxiserfahrung sammelt. Wer eher einen Kontrast zum Studieninhalt sucht, kann zum Beispiel als Kellner, Kurier oder im Callcenter anheuern. Grundsätzlich gilt, dass der Nebenjob anständig bezahlt sein sollte und man sich die Arbeitszeit flexibel einteilen kann, denn nur so lässt er sich mit dem Studium unter einen Hut bringen.
20 Stunden pro Wochesollten Studierende maximal im Semester arbeiten, um Abgaben zu sparen.
9. Will ich ins Ausland gehen?
Viele Studiengänge und Ausbildungen werden inzwischen international anerkannt. Das bedeutet, Auszubildende und Studierende können sich mit ihren Abschlüssen ohne Probleme bei Arbeitgebern auf der ganzen Welt bewerben. Um schon während der Ausbildungsphase internationale Erfahrung zu sammeln, bietet sich ein Auslandsaufenthalt an. Hierfür lohnt es sich, schon frühzeitig die Kosten zu kalkulieren, sich nach Stipendien umzuschauen oder einen disziplinierten Sparplan zu verfolgen. Wenn die eigene Universität Partnerschaften mit anderen Hochschulen unterhält, sollte man diese Kontakte nutzen. Ein selbstorganisierter Aufenthalt ist meistens teurer und anstrengender, als solche, die mit der Hilfe des Arbeitgebers oder der Hochschule zustande kommen.
10. Welche unvorhergesehenen Kosten können auf mich zukommen?
Auch wer sein Budget mit größter Sorgfalt plant, wird das kleine Restrisiko, dass manches anders kommt, als man denkt, nicht komplett eliminieren können. Eine Stromnachzahlung kann überraschend ins Haus flattern und auch die Waschmaschine kündigt ihren Zusammenbruch nicht ein Quartal im Voraus an. Es ist daher ratsam, sich eine Notfallreserve anzulegen, die schnell und kurzfristig zur Verfügung steht, zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto. Die Höhe dieser Rücklagen sollte sich wiederum an der individuellen Lebenssituation und dem gewohnten Lebensstandard orientieren.