Mieten & Eigenheim
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Ein Mann trägt eine Frau Huckepack. Sie hat in einer Hand den Schlüssel ihres neuen Hauses und sie freut sich.
Eigenheim kaufen oder nicht?

Für viele ist die eigene Immobilie die Erfüllung eines Lebenstraums. Aber ist Kaufen wirklich immer besser als Mieten? Die Antwort auf diese Frage ist längst nicht so einfach, wie sie scheint.

Dezember 2022

Kaufen oder doch lieber zur Miete wohnen? Wir haben ein paar Argumente gesammelt und erklären in einem Pro-Contra-Artikel, wann ein Kauf ratsam ist – und wann man es sich besser noch einmal überlegen sollte.

Pro – Warum Kaufen sinnvoll ist

Die Mieten steigen seit einigen Jahren rasant – besonders in großen Städten. Daher ist es sinnvoll, sich diese Mietkosten zu sparen und stattdessen eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus zu kaufen.

65 %

der Deutschen träumen von einem freistehenden Einfamilienhaus.

Quelle: Interhyp AG, 2021

Als Immobilienbesitzer*in erfüllst du dir nicht nur einen Lebenstraum, sondern baust auch Vermögen auf. So schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe: Das selbst genutzte Haus oder die Eigentumswohnung sind nicht nur Wohnraum, sondern auch Altersvorsorge. Das Geld für die Miete dagegen ist jeden Monat gefühlt einfach weg.

Außerdem besteht für Mieter*innen eine gewisse Gefahr, dass der*die Eigentümer*in den Mietvertrag kündigt – zum Beispiel wegen Eigenbedarfs. Dann musst du die Wohnung oder das Mietshaus innerhalb einer festgelegten Frist verlassen – diese ist abhängig davon, wie lange du in der Wohnung oder dem Haus gelebt hast.

Dann lieber gleich kaufen. Wer dabei Angst vor hohen Schulden hat, dem sei gesagt: Mit der richtigen Finanzplanung und dem passenden Immobilienkredit kannst du dir den Wunsch vom Eigenheim erfüllen. Deine Zinsen sind für die gesamte Laufzeit des Kreditvertrages – wahlweise 10, 15, 20 oder bis zu 30 Jahre – fix. Und somit auch die monatlichen Ratenzahlungen. Erst wenn für den Zeitraum nach Auslauf der Zinsbindung neue Konditionen zu vereinbaren sind, besteht das Risiko einer höheren monatlichen Belastung. Die Mieten steigen dagegen – zumindest in den großen Ballungsräumen – mit hoher Wahrscheinlichkeit stetig weiter. Hinzu kommt: Die KfW vergibt bei bestimmten Neubauten günstige Kredite.

Erst mal eingezogen, können Immobilienbesitzer*innen in ihren eigenen vier Wänden mehr oder weniger tun und lassen, was sie wollen: Das Bad nach eigenem Geschmack renovieren, eine Zwischenwand entfernen – solange sich die Nachbar*innen nicht gestört fühlen und bei Eigentumswohnungen das Gemeinschaftseigentum nicht beeinträchtigt wird. In Mietobjekten ist das kaum vorstellbar.

Wer kaufen will, es sich in seiner Stadt aber nicht leisten kann, sollte über einen Umzug aufs Land nachdenken. Aufgrund der zum Teil deutlich geringeren Preise in ländlicheren, bevölkerungsärmeren Regionen kann es attraktiv sein, dort eine Immobilie zu kaufen. Die Vorteile sind die gleichen: Dein Monat für Monat angelegtes Geld ist nicht verloren, sondern geht in die Kredittilgung und dient damit indirekt deiner Altersvorsorge.

Kaufen empfiehlt sich, wenn:
  • du ein passendes, günstiges Objekt gefunden hast

  • du ausreichend Eigenkapital besitzt

  • du lange an einem Ort leben willst

  • du die finanzielle Last auch längerfristig tragen kannst

  • du mit einer eigenen Immobilie deine Altersvorsorge stärken willst

  • du dich gern um eine Immobilie kümmern willst

  • du unerwartete Kosten für Reparaturen und Instandhaltung im eigenen Haus bzw. das monatliche Hausgeld bei Eigentumswohnungen tragen kannst

Contra – Warum Kaufen nicht sinnvoll ist

Zur Miete wohnen heißt: flexibel sein und sicher vor hohen Rechnungen, wenn Schäden auftreten. Egal, ob die Heizung streikt oder das Dach neu gemacht werden muss, in den meisten Fällen sind dabei die Eigentümer*innen in der Pflicht. Das geht häufig mit erheblichen finanziellen Zusatzbelastungen einher. Zwar klagen auch Mieter*innen über hohe Nebenkosten und ausgebliebene Reparaturen, jedoch müssen sie sich meist „nur“ um die regelmäßige Mietzahlung kümmern. Darüber hinaus sind sie einigermaßen flexibel beim Wohnortwechsel: Durch eine selbst genutzte Immobilie sind sie ein stückweit gebundener, wenn es um Jobwechsel oder unerwartete familiäre Veränderungen geht.

Als Käufer*in sollte man beachten, dass die Immobilienfinanzierung über viele Jahre läuft. Deshalb spielen die langfristigen Entwicklungen der Zinsen, Mieten und Kaufpreise eine wichtige Rolle. Zwar ist die Nachfrage nach Immobilien in Deutschland in den vergangenen Jahren aufgrund historisch niedriger Zinsen stark angestiegen. Davon profitieren allerdings vor allem die Verkäufer*innen. Potenzielle Käufer*innen hingegen müssen in dieser Marktlage höhere Preise zahlen und zumeist höhere Schulden aufnehmen. Darüber hinaus besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass der Wert der Immobilien in der Zukunft wieder sinkt. Außerdem ist der vereinbarte Zins und damit die Ratenzahlung nur für die Dauer der Zinsbindung festgelegt. Bei der DKB kannst du einen festen Zins bis zu 30 Jahre vereinbaren. Hast du danach noch einen Darlehensbetrag zu zahlen, besteht die Gefahr eines deutlich höheren Zinssatzes und damit einer höheren monatlichen Gesamtbelastung.

Abgesehen von den Zinsen hängt die Wertentwicklung einer Immobilie von zahlreichen weiteren äußeren Faktoren ab, auf die du keinerlei Einfluss hast: Dazu gehören unter anderem die Entwicklungen der Mietpreise und Instandhaltungskosten sowie die allgemeine Marktlage.

Auch die bei jedem Immobilienkauf anfallenden Nebenkosten solltest du in deine Rechnung einbeziehen. Denn als Käufer*in musst du nicht nur ausreichend Eigenkapital stellen, sondern zudem auch Grunderwerbssteuer, Notargebühren und meist eine Maklercourtage zahlen. Diese Kosten belaufen sich je nach Standort auf bis zu 15 Prozent des Kaufpreises. Nach dem Einzug kommen bei Eigentumswohnungen die monatlichen Hausgeldzahlungen hinzu. Je nachdem, in welcher konkreten Situation du dich befindest, kann es manchmal sogar rentabler sein, in einer relativ günstigen Mietwohnung zu bleiben und stattdessen die Ersparnisse zum Beispiel in Aktien anzulegen. Ein detaillierter und fachkundiger Blick auf die mögliche Vermögensentwicklung ist wichtig.

Kaufen ist nicht ratsam, wenn:
  • du in Anbetracht des Mietspiegels günstig wohnst

  • du flexibel sein willst oder musst

  • dich Schulden besonders stark seelisch belasten

  • du Reparaturen und Instandhaltung nicht finanzieren willst

  • du bereits angemessen fürs Alter vorsorgst

  • du dein Vermögen langfristig anders, z. B. in Aktien, anlegen willst