Aktien, ETFs, Anleihen und vielleicht noch den einen oder anderen Fondssparplan – ein breit gestreutes Portfolio gilt gemeinhin als gute Wahl beim Vermögensaufbau. Unübersichtlich muss die Sache trotzdem nicht sein. Dennoch halten viele Anleger*innen ihre Wertpapiere auf mehreren Depots verstreut. Im Schnitt, so schätzen Expert*innen, haben die Menschen in Deutschland zwei Depots parallel. Das bedeutet auch: Viele verwalten ihre Anlagen in deutlich mehr Depots.
Das kann viele Gründe haben:
Vielleicht hast auch du beim letzten Kontowechsel nicht das Depot gleich mit umgezogen, weil dich der Aufwand abgeschreckt hat.
Eventuell hast du aber auch schon unterschiedliche Banken und Neo-Broker im Netz ausprobiert, ohne gleich mit allen Wertpapieren dorthin zu wechseln.
Womöglich hast du aber auch vermögenswirksame Leistungen vom Arbeitgeber wegen der gesetzlichen Sperrfrist in ein altes Depot fließen lassen, während du ansonsten längst anderswo anlegst.
Für alle Fälle gilt: Ordnung schaffen lohnt sich! Wer sein Portfolio übersichtlich beisammen hält, macht sich das Leben leichter und kann manchmal auch Geld sparen. Gut, dass der Übertrag von Wertpapieren meist unkompliziert und in der Regel sogar kostenlos ist.
Wann lohnt sich der Depotübertrag?
Es gibt ganz verschiedene Gründe für einen Depotwechsel. Hast du geheiratet und willst künftig eure Wertpapiere in ein gemeinsames Depot legen? Hat dein Broker die Gebühren erhöht? Sagen dir Service, Funktionen und Bedienbarkeit bei einem anderen Anbieter mehr zu? Oder willst du einfach endlich mehr Übersicht über dein Wertpapierportfolio?
Gerade, wenn du schon unterschiedliche Anbieter ausprobiert hast, kann es sein, dass du Wertpapiere in verschiedenen Depots hältst. Das erschwert nicht nur die Übersicht. Es führt auch zu unnötigem Mehraufwand: Von den unterschiedlichen Logins und Passwörtern bis hin zum Einrichten und Aufteilen mehrerer Freistellungsaufträge. Fasst du dagegen die verschiedenen Positionen in einem Depot zusammen, kannst du alle Gewinne und Verluste direkt von deiner Bank verrechnen lassen, um Abgeltungsteuer – und Zeit – zu sparen.
Aber Achtung: Nicht jeder Depotwechsel lohnt sich. Wenn Broker und Banken etwa mit Geldprämien oder Gratisaktien um Neukunden buhlen, solltest du immer kritisch nachrechnen. Ist die Prämie zum Beispiel an bestimmte Mindesteinzahlungen, an gebührenpflichtige Transaktionen oder die Eröffnung weiterer Konten gebunden? Vor dem Umzug solltest du nüchtern vergleichen, welches Depot wirklich das richtige für dich ist.
Das Verschieben von Wertpapieren kann dich nicht nur bei der Abgeltungsteuer besser dastehen lassen. Dazu musst du wissen, dass bei jedem Verkauf zunächst die ältesten Papiere veräußert werden. Man spricht vom „First in, First out“ oder FIFO-Prinzip. Verkaufst du also im Wert gestiegene Aktien, realisierst du mit den ältesten Aktien im Depot oft einen größeren – und dann unter Umständen steuerpflichtigen – Gewinn als mit den jüngeren. Das FIFO-Prinzip gilt auch beim Depotwechsel: Überträgst du Aktien aus deinem Depot vor dem Verkauf, kannst du anschließend die „jüngeren“ verbliebene Aktien verkaufen, und so unter Umständen einen geringeren Gewinn realisieren.
Wie läuft der Depotübertrag?
Wenn du das passende Depot für dich gefunden und eröffnet hast, kannst du deine Wertpapiere ganz leicht dorthin übertragen. Der Übertrag selbst ist innerhalb Deutschlands immer kostenlos. Das ist gesetzlich so geregelt. Beim Übertrag von oder zu ausländischen Anbietern können hingegen Gebühren anfallen.
Zudem kannst du den Depotübertrag ganz einfach selbst beim neuen Anbieter beantragen. Er setzt sich dann mit deinem bisherigen Depotanbieter in Verbindung. In der Regel findest du eine Anleitung und das nötige Formular als PDF beim neuen Depotanbieter. Im Zweifel kannst du einfach den Namen des neuen Anbieters zusammen mit dem Begriff „Depotübertrag“ in eine Suchmaschine eingeben.
Anschließend trägst du deine Depotdaten und die zu übertragenden Wertpapiere inklusive der gewünschten Anzahl in das Formular ein. Unterschrieben schickst du das Formular per Post an deinen Anbieter. Zeitgemäßer und schneller ist der digitale Depotübertrag online. Den bietet unter anderem die DKB mit ihrem Depotwechselservice (siehe Infobox).
Die DKB bietet für den Übertrag von Wertpapieren einen eigenen Depotwechselservice an. Damit kannst du den Umzug von teilnehmenden Banken einfach online durchführen. Besonders praktisch: Direkt im Wechselservice kannst du dich in dein altes Depot einloggen, um die zu übertragenden Wertpapiere in den gewünschten Mengen auszuwählen. Auch wenn du von deinem DKB-Depot aus Wertpapiere auf ein anderes Depot übertragen möchtest, kannst du dies online beauftragen.
Wie lange dauert der Depotwechsel?
Überträgst du alle Wertpapiere aus dem alten Depot, kannst du es im gleichen Schritt kündigen. Hast du den Antrag abgeschickt, geht der Umzug in der Regel seinen Gang. Er kann allerdings mehrere Tage oder sogar Wochen dauern. Der Grund: Der Prozess hinter den Kulissen ist oft noch weitestgehend Handarbeit. Du brauchst also etwas Geduld und hast in der Zwischenzeit keinen Zugriff auf deine Wertpapiere. Falls du nach zwei Wochen noch nichts gehört hast, solltest du nicht zögern, bei deinem alten Anbieter nachzuhaken.
Was solltest du beim Depotübertrag beachten?
Ist der Depotübertrag abgeschlossen, erhältst du zeitnah Bescheid von deinem neuen Anbieter. Nun solltest du checken, ob wirklich alles korrekt übertragen wurde. Achte darauf, dass alle steuerlich relevanten Daten richtig übernommen wurden. Dazu zählen zum Beispiel die Einstandskurse, also der Kaufpreis deiner Wertpapiere, das Datum des Kaufs sowie bisherige Verlusttöpfe. Am besten notierst du diese Daten schon vorab im alten Depot oder lädst dir aus dem Kundenportal alle Kaufbelege herunter. Deine neue Bank wird diese Daten nutzen, um bei einem späteren Verkauf fällige Steuern zu berechnen.
Was lässt sich übertragen – und was nicht?
Überprüfe vorab unbedingt, ob auch alle Wertpapiere übertragen werden können. Voraussetzung dafür ist es, dass dein neuer Anbieter die Papiere ebenfalls handelt. Das kannst du überprüfen, indem du die betreffende ISIN, die Internationale Wertpapierkennnummer, in der Suche des neuen Anbieters eintippst. Hat der Anbieter die Papiere im Programm, steht einem Übertrag nichts im Wege.
Nutzt du einen Fondssparplan, dann hast du sehr wahrscheinlich auch Bruchstücke von Wertpapieren in deinem Depot. Diese lassen sich nicht übertragen. Solche Bruchstücke musst du daher entweder an deine Bank zurück verkaufen oder im alten Depot belassen.
Für vermögenswirksamen Leistungen, für die von deinem Finanzamt eine Arbeitnehmer-Sparzulage gewährt wurde, gilt eine gesetzliche Sperrfrist von insgesamt sieben Jahren. Erst danach kannst du sie in ein DKB-Depot übertragen. Anteile aus einem VL-Vertrag ohne Sperrfrist kannst du jederzeit übertragen.
Liquidität und Steuerpflicht beachten
Während dein Depotumzug läuft, hast du keinen Zugriff auf die betroffenen Wertpapiere. Da der Umzug zwei bis drei Wochen dauern kann, solltest du das unbedingt beachten, falls dein Depot Teil deiner Liquiditätsreserve ist.
Solange deine Wertpapiere beim Umzug zwischen deinen Depots nicht den oder die Besitzer*in wechseln, ist der sogenannte „Depotübertrag ohne Gläubiger*innenwechsel“ steuerlich nicht relevant. Anders ist das, wenn Wertpapiere auf Depots von Dritten übertragen werden. Das gilt auch, wenn es sich um Depots deiner Kinder oder ein gemeinsames Depot mit deinem Partner/ deiner Partnerin. Es gelten steuerliche Schenkungsfreibeträge, die du dann beachten solltest.