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„Der Trend zum Online-Shopping wird auch nach Corona bleiben“

Der Online-Boom trifft vor allem die lokalen Geschäfte. Mit Volker Koppe vom Zahlungsdienstleister Visa haben wir über das Verhältnis von Einzelhandel und Online-Shopping in Pandemie-Zeiten sowie sichere Bezahlverfahren gesprochen.

April 2021

Volker Koppe ist als Head of Digital beim Zahlungsdienstleister Visa verantwortlich für die Marktentwicklung und Einführung von Produkten und Services jenseits der Plastikkarte. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in Marketing und Vertrieb, insbesondere im Kartengeschäft und im E-Payment.

Im coronabedingten Lockdown mussten Ladengeschäfte teils über Monate schließen. Wie hat sich der Onlinehandel während der Corona-Pandemie in Europa und Deutschland entwickelt?

Volker Koppe: Wir sehen einen klaren Trend zum E-Commerce. Die Pandemie hat die Digitalisierung und damit auch die Entwicklung des Onlinehandels in Deutschland ohne Zweifel stark beschleunigt. Das belegen auch unsere Zahlungsdaten: In Europa haben 15 Länder im Dezember 2020 einen Anstieg der E-Commerce-Transaktionen um 40 Prozent oder mehr gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Diese Entwicklung wurde stark durch die teilweisen oder kompletten Geschäftsschließungen getrieben. Und vor allem kleine Händler mussten zügig handeln und ihre Produkte auch online anbieten.

Ist stationären Einzelhändlern dieser Sprung ins Internet gelungen?

Volker Koppe: Laut unserer neuesten „Visa Back to Business Studie“ haben im Juni 2020 10 Prozent der befragten deutschen kleinen und mittelgroßen Unternehmen Produkte und Dienstleistungen online verkauft – ein halbes Jahr später waren es bereits 36 Prozent. Immer mehr Händler erkennen also, dass der Onlinehandel eine sinnvolle Ergänzung ist. Die Zukunft des Handels liegt im Omni-Channel-Modell, also der Kombination aus Onlinehandel und stationärem Handel. Die momentane Situation ist also auch eine Chance für Händler, diesen „Boom“ zu nutzen und über die Digitalisierung ihres Geschäfts noch mehr Konsument*innen zu erreichen.

In Europa haben 15 Länder im Dezember 2020 einen Anstieg der E-Commerce-Transaktionen um 40 Prozent oder mehr gegenüber dem Vorjahr verzeichnet.

Volker Koppe, Head of Digital bei Visa

Das klingt einfach, ist in der Praxis für viele aber sicher schwierig.

Volker Koppe: Wir wissen, dass Covid-19 für viele Unternehmen und Händler enorme Veränderungen und Herausforderungen mit sich gebracht hat. Mit unserem Visa-Onlineportal für Händler haben wir deshalb eine Plattform geschaffen, auf der sie alle Informationen und Unterstützung zu dem Thema finden. Durch verschiedene Unterstützungsaktionen fördern wir kleine innovative Händler mit Know-how – gerade, was die Digitalisierung angeht. Beispielsweise haben wir in Deutschland die Initiative „Ideenaktion“ entwickelt, um lokale Händler mit smarten digitalen Geschäftsideen mit einem Marketingbudget zu unterstützen. Dabei haben wir viele kleine Händler mit zukunftsorientierten Konzepten kennengelernt, die uns zeigen, dass man kein großes Unternehmen sein muss, um die Digitalisierung zu nutzen.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Onlinehandels?

Volker Koppe: Der Trend zum Online-Shopping wird auch nach Corona bleiben – allerdings gehen wir davon aus, dass die Einkäufe im stationären Handel wieder auf das Level vor der Pandemie zurückkehren werden.

Onlinehandel und stationärer Handel werden sich gegenseitig ergänzen.

Volker Koppe, Head of Digital bei Visa

Das wird zur Folge haben, dass Onlinehandel und stationärer Handel sich gegenseitig ergänzen. Bei Visa ist es uns wichtig, Verbraucher*innen sichere und bequeme Zahlungen sowohl im stationären Handel als auch online zu ermöglichen.

Und welche Rolle wird der stationäre Handel in der Zukunft spielen?

Volker Koppe: Ein wesentlicher Teil unserer neuen Realität wird sein, dass Omni-Channel-Angebote immer stärker an Relevanz gewinnen. Wir sehen den Onlinehandel nicht mehr als direkte Konkurrenz zum stationären Handel, auch weil die Grenzen mittlerweile vielerorts verschwimmen. Das Zusammenspiel verschiedener Kanäle ist für viele Kund*innen sehr attraktiv. Wir sehen den Onlinehandel deshalb als zusätzlichen, und nicht ersetzenden, Verkaufskanal.

Ein wesentlicher Teil unserer neuen Realität wird sein, dass Omni-Channel-Angebote immer stärker an Relevanz gewinnen.

Volker Koppe, Head of Digital bei Visa

Im Laden zahlt man meist einfach und kontaktlos, online machen es Sicherheitsmaßnahmen gefühlt schwieriger. Hält das Kund*innen davon ab, online einzukaufen? 

Volker Koppe: Es stimmt, dass sich das Bezahlverhalten an der Ladenkasse im letzten Jahr stark verändert hat. Und Daten aus unserer Back to Business Studie zeigen: Vier von fünf (78 Prozent) deutschen Konsument*innen erwarten mittlerweile digitale Bezahloptionen, wenn sie in einem Geschäft einkaufen.

Vier von fünf deutschen Konsument*innen erwarten mittlerweile digitale Bezahloptionen, wenn sie in einem Geschäft einkaufen. 

Volker Koppe, Head of Digital bei Visa

Was den Online-Bereich angeht, so hat sich die Sicherheit von Zahlungen durch die neue starke Kundenauthentifizierung deutlich erhöht – auch wenn dazu häufig ein weiterer Sicherheitsschritt notwendig geworden ist. Wir möchten sicherstellen, dass Verbraucher*innen sicher und kundenfreundlich bezahlen können. Deshalb helfen wir Händlern dabei, genau dies möglich zu machen. Wir konnten während der letzten Monate sehen, dass die Visa-Karteninhaber*innen von ihren Banken und Händlern zu diesem Thema sehr gut informiert worden sind. Insgesamt ist der befürchtete Rückgang von Zahlungen beim Online-Shopping nicht eingetreten.

Wie genau macht man das Bezahlen bequemer für Kund*innen?

Volker Koppe: Der nächste Schritt ist es, bei hoher Sicherheit einen noch höheren Komfort für die Verbraucher*innen zu gewährleisten – deshalb führen wir gemeinsam mit anderen internationalen Kreditkartenunternehmen „Click to Pay“ ein. Dieses neue Online-Check-out-Verfahren ermöglicht einen noch schnelleren und bequemeren Onlineeinkauf. Denn wenn Konsument*innen als Gast einkaufen, können sie dank „Click to Pay“ ganz einfach bezahlen – ohne Passwörter, ohne Kartennummern, mit wenigen Klicks.

Vom Online-Boom profitieren?

Wie man als Anleger*in von der wachsenden Bedeutung des Onlinehandels profitieren kann, steht in unserem Trendartikel.

Wie sicher sind Online-Zahlungen eigentlich und wie können sich Verbraucher*innen schützen?

Volker Koppe: Bei kartengestützten Zahlungen konnten wir beobachten, dass der Online-Betrug seit Ende 2018 stetig abgenommen hat. Auf jeden Fall gilt: Wer Produkte und Dienstleistungen online bezahlt, sollte dabei sicher sein. Gemeinsam mit unseren Partnerbanken arbeiten wir intensiv an der Sicherheit von Zahlungen. Dazu gehören mehrere Sicherheitsebenen, die Betrug verhindern und Kund*innendaten schützen. Mit unserem Chargeback-Verfahren sorgen wir dafür, dass Konsument*innen ihr Geld zurückbekommen, falls jemand ihre Karte ohne ihre Erlaubnis benutzt. Aber es gibt auch ein paar Dinge, die Verbraucher*innen für ein sicheres Online-Shopping selbst tun können – wie beispielsweise sichere, schnelle und einfache Möglichkeiten zur Identifizierung zu nutzen oder ihre Software immer aktuell zu halten. Auf unserem Visa-Blog finden Verbraucher*innen einen Beitrag mit „6 Tipps für sicheres Online-Shopping“, der weitere Hilfestellungen gibt.

Volker Koppe ist Head of Digital beim Zahlungsdienstleister Visa

Kurz gesagt
  • Im Dezember 2020 haben in Europa 15 Länder einen Anstieg der E-Commerce-Transaktionen um 40 Prozent oder mehr gegenüber dem Vorjahr verzeichnet.

  • Laut Visa-Studie haben 10 Prozent der deutschen kleinen und mittelgroßen Unternehmen im Juni 2020 Produkte und Dienstleistungen online verkauft – sechs Monate später waren es 36 Prozent.

  • Vier von fünf deutschen Konsument*innen erwarten mittlerweile digitale Bezahloptionen, wenn sie in einem Geschäft einkaufen.

  • Volker Koppe sieht den Onlinehandel nicht mehr als direkte Konkurrenz zum stationären Handel, da die Grenzen fließend sind.

  • Bei kartengestützten Zahlungen konnte Visa beobachten, dass der Online-Betrug seit Ende 2018 stetig abgenommen hat.