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Windräder auf einem Feld.
Brücken, Glasfasernetze, Solarparks: Infrastruktur als Anlagechance

Bis 2040 müssen weltweit fast 100 Billionen US-Dollar in Infrastruktur investiert werden. Windparks, Breitbandversorgung, Abwasserkanäle – das und viel mehr wird benötigt. Von dem Boom können auch private Anleger*innen profitieren.

Juli 2022

Sie heißen Annie, Millicent und Ursula. Mehr als drei Jahre lang waren die riesigen Tunnelbohrmaschinen in London im Einsatz, um das Abwassersystem der britischen Hauptstadt für das 21. Jahrhundert fit zu machen. Inzwischen sind ein 25 Kilometer langer Haupttunnel sowie zwei Zuflüsse aus dem Süden fertiggestellt.

Für den Ausbau war es höchste Zeit: Das Abwassersystem der Metropole stammt nämlich noch aus den 1860er Jahren. Die Einwohnerzahl, auf die es ausgelegt war, hat die Stadt längst um mehr als das Doppelte überschritten. Entsprechend überlastet sind die Leitungen. Bei Regen laufen die Kanalrohre regelmäßig voll, ein Überlaufsystem zur Entlastung leitet einen erheblichen Teil des Schmutzwassers unbehandelt in die Themse. Tideway, wie das neue System heißt, soll von 2025 an das Abwasser durch die neuen Rohre in die größte Kläranlage Europas im Osten der Stadt transportieren. Umgerechnet kostet das fast fünf Milliarden Euro.

100 Billionen $

müssen laut dem Investmentportal CAPinside bis 2040 weltweit in Infrastruktur investiert werden.

Infrastruktur: Enorme Investitionen geplant

Weltweit werden in den kommenden Jahren Milliardeninvestitionen in Infrastruktur notwendig: Der nachhaltige Umbau der Energieversorgung, neue Kommunikations- und Mobilitätstechnologien und notwendige Ersatzinvestitionen verlangen frische Finanzmittel. Zusätzlich sorgen Verschleiß und Abnutzung dafür, dass die Bewertung des Bestandes im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung schrumpft. Auch in Deutschland waren in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Nettoanlageinvestitionen immer wieder einmal negativ, es wurde mehr abgeschrieben als neu investiert.

Von LNG-Terminals bis Windparks

Doch die technische Infrastruktur ist entscheidend für das Funktionieren einer Volkswirtschaft. Dazu gehören Verkehrsnetze wie Straßen, Schienen- und Wasserwege sowie Ver- und Entsorgungseinrichtungen, etwa für Energie, Wasser oder Kommunikation. Fehlen sie oder sind sie marode, beeinträchtigt das die privatwirtschaftliche Produktion von Gütern und Leistungen.

Infrastruktur

zeichnet sich durch ihre lange Nutzungsdauer sowie den hohen Kapitalbedarf bei Großprojekten aus.

Ein aktuelles Beispiel dafür: Deutschland hat in der Vergangenheit konsequent auf russische Gaslieferungen per Pipeline gesetzt, doch der Krieg in der Ukraine hat die Situation grundlegend verändert. Um weg zu kommen von russischem Gas gehen Terminals in Bau, um verflüssigtes Gas mit Tankern aus den USA oder dem Mittleren Osten anzulanden.

Ein typisches Merkmal von Infrastruktur ist ihre lange Nutzungsdauer. Meist handelt es sich um Großprojekte mit hohem Kapitalbedarf. Und noch etwas macht Infrastruktur aus: die sogenannten externen Effekte. Das sind Auswirkungen, für die niemand direkt zahlt oder eine Kompensation erhält. Sie können positiv sein, zum Beispiel wenn der Ausbau des 5G-Netzes eine Region attraktiver für die Ansiedlung von Unternehmen macht. Oder sie können die Gesellschaft beeinträchtigen, wenn fehlende Terminals für Flüssigerdgas in Deutschland aktuell dazu führen, dass die Abkehr von russischen Brennstoffen deutlich erschwert wird.

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Investitionen in eine nachhaltige Welt

Einen kräftigen Schub bei Infrastrukturinvestitionen bringt der angestrebte Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit. Das Ziel, Neuemissionen von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren, wird über Jahre den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen antreiben – wie schon jüngste Beispiele zeigen:

  • Das 623 Kilometer lange Hochspannungsgleichstromkabel NordLink verknüpft seit gut einem Jahr die Stromnetze von Norwegen und Deutschland. Wenn in Deutschland Windkraft über Bedarf produziert wird, kann der überschüssige Strom seitdem nach Norwegen transportiert werden. Dadurch müssen in Deutschland weniger Windräder abgeregelt werden. An windstillen Tagen bezieht Deutschland dagegen norwegische Energie aus Wasserkraft, die sich in den Stausystemen des Landes einfach speichern lässt.

  • Rund 356.000 Elektro-Pkw wurden 2021 in Deutschland erstmals angemeldet, ein Plus von 83 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Wenn der Absatz weiter steil steigt, werden mehr öffentliche Ladestellen nötig.

  • Hinzu kommt ein erheblicher Investitionsbedarf, um neue Technologien flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Die Anforderungen reichen vom Ausbau des Glasfasernetzes für schnellen Internetzugang über das Upgrade des Mobilfunknetzes auf die 5G-Technologie bis zur Aufrüstung von Straßen mit jenen Sensoren, die autonomes Fahren ermöglichen sollen.

Anlagemöglichkeiten: Mobilität

Acciona

WKN: 865629; ISIN: ES0125220311

Der spanische Konzern ist weltweit in 30 Ländern bei der Entwicklung und dem Management von Infrastruktur tätig. Zu den Schwerpunkten gehören Bau, Wasser und erneuerbare Energien. Das Bundeskanzleramt in Berlin und Sydneys Straßenbahnsystem sind typische Großprojekte.

Vossloh

WKN: 766710; ISIN: DE0007667107

Die Wurzeln des Bahntechnik-Spezialisten aus Werdohl in Nordrhein-Westfalen reichen bis 1888 zurück. Schwerpunkt ist die Bahninfrastruktur, erfolgreich ist Vossloh bei Schienenbefestigung, Weichen, Signaltechnik und Betonschwellen.

Atlantia

WKN: 913220; ISIN: IT0003506190

Atlantia ist ein italienischer Infrastrukturbetreiber mit Sitz in Rom. Das Unternehmen betreibt Schnellstraßen, unter anderem in Brasilien, Frankreich, Indien und Italien. Auch Flughäfen gehören zum Portfolio, zum Beispiel in Nizza und Rom.

Wer soll die neue Infrastruktur bezahlen?

Traditionell wird Infrastruktur in Deutschland staatlich bereitgestellt, häufig wird eine Gebühr für die Nutzung erhoben. Mautzahlungen im Verkehr oder Nutzungsgebühren auf der Schiene sind Beispiele, die Unterhaltskosten für Wasser- oder Gasleitungen legen Betreiber auf die Rechnungen der Verbraucher*innen um. Staatliche Bemühungen, Schulden zu reduzieren, treffen auf kostspieliger werdende Anforderungen für den Ausbau.

Zu alternativen Finanzierungsmodellen gehören sogenannte Public-Private-Partnerships, bei denen ein privates Unternehmen die Verantwortung für die Leistungserstellung übernimmt und die öffentliche Hand die Ziele des Gemeinwohls beachtet.

Public-Private-Partnerships

sind Finanzierungsmodelle, wo private Unternehmen die Leistungserstellung übernehmen und der Staat das Gemeinwohl beachtet.

Für das Londoner Kanalsystem Tideway zahlen die Verbraucher*innen schon seit einigen Jahren eine zusätzliche Gebühr. Nach der Fertigstellung erhalten die Investoren, zu denen der Allianz-Konzern gehört, für einen festgelegten Zeitraum weiter regelmäßige Zahlungen. Für langfristig orientierte Anleger*innen wie Versicherungen oder Pensionskassen sind diese Modelle angesichts der sicheren Zahlungsströme interessant.

Doch von dem Trend zu nachhaltiger und moderner Infrastruktur können auch private Anleger*innen profitieren. Dabei können sie sich für Einzelwerte von Unternehmen entscheiden, die in den genannten Branchen aktiv sind. Oder sie investieren über einen Fonds wie beispielsweise den KBI Global Sustainable Infrastructure Fund gleich in einen ganzen Strauß von Unternehmen, die Lösungen anbieten gegen die Knappheit von Wasser oder für den Ausbau mit sauberer Energie.

Anlagemöglichkeiten: Strom/Wasser/Gas

Legrand

WKN: A0JKB2; ISIN: FR0010307819

Das französische Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Niederspannungsprodukten für Immobilien und Netzwerkbetrieb. Zum Sortiment gehören Anschlussdosen und Kabelführung, in den vergangenen Jahren zunehmend auch nachhaltige Baulösungen, etwa für Photovoltaik und energiesparende Beleuchtung.

Veolia Environnement

WKN: 501451; ISIN: FR0000124141

1853 als Wasserversorger für Lyon gegründet, ist das französische Unternehmen heute international in der Ver- und Entsorgung tätig. Drei klassische kommunale Aufgaben deckt Veolia ab: Wasserwirtschaft, Abfallentsorgung und Energieversorgung.

Ørsted

WKN: A0NBLH; ISIN: DK0060094928

Der dänische Energiekonzern ist Weltmarktführer bei der Entwicklung von Offshore-Windparks, verantwortlich für knapp ein Drittel der Windräder auf hoher See. Aus dem Öl- und Gasgeschäft hat sich Ørsted zurückgezogen. Jetzt arbeiten die Ingenieur*innen daran, bis 2025 die komplette Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen zu gestalten.

EVN AG

WKN: 878279; ISIN: AT0000741053

EVN, einst bekannt als Energieversorger Niederösterreich, ist ein Strom-, Gas- und Wärmeversorger in Österreich und außerdem in einer Reihe osteuropäischer Staaten aktiv. Bei der Energiegewinnung liegt ein Schwerpunkt auf nachhaltiger Erzeugung, wie Wind- und Wasserkraft.

Infrastruktur mit Tücken – aber unabhängig von Konjunktur

Trotz der vielen Gründe, die für eine nachhaltige Infrastruktur sprechen, und dem erheblichen Bedarf vor dem die Branche steht: Risikolos sind die Investitionen nicht. Die schwierige Geburt des Berliner Flughafens BER unterstreicht, wie unvorhergesehene Ereignisse, aber auch Fehler des Managements dazu führen, dass die Kosten aus dem Ruder laufen und Zeitvorgaben aufgeweicht werden. Für die beteiligten Unternehmen können sich daraus erhebliche Kosten ergeben.

Von vielen Bauprojekten sind Bürger*innen direkt betroffen, sie beurteilen sie kontrovers oder ablehnend. Das gilt für den Bahnhof Stuttgart 21 genauso wie für Windparks in der Nachbarschaft oder den Bau neuer Stromtrassen in der Umgebung. Entsprechend drohen den beteiligten Konzernen Reputationsrisiken.

Anlagemöglichkeiten: Telekommunikation

Cellnex Telecom

WKN: A14RZD; ISIN: ES0105066007

2015 gegründet, betreibt der spanische Telekommunikationsdienstleister Mobilfunknetze in mehreren europäischen Ländern. Seine Infrastruktur, beispielsweise Sendemasten, bietet Cellnex Mobilfunkbetreibern, Rundfunkanstalten und der öffentlichen Verwaltung an.

ADVA Optical Networking

WKN: 510300; ISIN: DE0005103006

Der gut 30 Jahre alte Anbieter von Telekommunikationsausrüstung, insbesondere glasfaserbasierter Übertragungstechnik, hat seinen Sitz in Meiningen. In dem Ort in Thüringen wird auch produziert und geforscht. Zum Angebot gehören Geräte für den optischen Transport sowie Netzwerkelemente.

Juniper Networks

WKN: 923889; ISIN: US48203R1041

Der weltweit zweitgrößte Netzwerkausrüster aus Sunnyvale in Kalifornien ist Spezialist für High-End-Router. Eingesetzt werden sie im Backbone des Internets. Seit seiner Gründung 1996 konnte Juniper dem Wettbewerber Cisco Systems erhebliche Marktanteile abnehmen.

Weiterer Investitionsbedarf

Doch trotz solcher Unwägbarkeiten bleibt unter dem Strich, dass Infrastruktur weitgehend konjunkturunabhängig ist. Schon heute ist klar, dass sich weiterer Investitionsbedarf abzeichnet: Die Produktion und Verteilung von sauberem Wasserstoff, sichere Lagerlösungen für Kohlendioxid oder eine Nutzung von Energie aus extrem sonnenreichen Regionen sind nur einige Beispiele für das Fazit: Infrastruktur bleibt dauerhaft gefragt.

Kurz gesagt
  • Infrastruktur verlangt weltweit nach erheblichen Investitionen.

  • Der Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft treibt den Bedarf nach neuen Energie- und Mobilitätslösungen.

  • Die Konjunktur hat kaum Einfluss auf den Bedarf, das ergibt interessante Optionen für Anleger*innen.

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